Wissenswertes, nicht nur für Imker

Aus dem Vorwort „Bessere Bienenweide“, Schriftstück des Deutschen Imkerbundes von 1955 (!!!)

Dort steht auf Seite 1 geschrieben:

Ohne menschlichen Beistand könnten in vielen Gegenden unseres Vaterlandes die Bienen nicht mehr existieren. Es ist der Mensch, der ihnen die Nahrungsgrundlage und damit die Existenzmöglichkeit vielerorts weggenommen hat. Wo vor Jahrzehnten noch, vom Frühling bis zum Herbst, Wiese und Feld dauernd Nektar und Pollen spendeten, da fliegen die Bienen jetzt vergebens auf Nahrungssuche aus. Wiesen und Kleefelder werden schon bei beginnender Blüte abgemäht, und in den Äckern ist das Unkraut verschwunden, Hecken und Raine sind weggeräumt, und Flüsse und Bäche sind vielfach begradigt. An ihren Ufern sind Erlen- und Weidenbüsche zur Seltenheit geworden.

Und weiter heißt es da:

Uns´re Losung muß sein: Auf zur Tat! Erkennt die Dringlichkeit der Stunde! Nehmt jede Gelegenheit zur wirksamen Förderung der Bienenweide wahr! Es ist höchste Zeit! Jede Untätigkeit wäre Sünde an unseren Bienen und Sünde gegenüber der Allgemeinheit. „Wäre der Bauer nicht, so hätten wir kein Brot, wären die Bienen nicht, so hätte der Bauer Not!“

„Doch litt der Bauer Not, der Bürger wär längst tot.“

Was uns nottut uns zum Heil, ward gegründet von den Vätern – aber das ist unser Teil, daß wir gründen für die Spätern. Das müssen wir stets auch all den Stellen vor Augen halten, die uns bei der Schaffung von neuer Bienenweide  helfenden Beistand leisten können. Unser Werk wird und muß gelingen, wenn der rechte Imkergeist das Zepter führt.

So steht es da 1955 geschrieben (da war ich minus 17 Jahre), dann kam 1977 noch die Varroa Milbe aus Asien dazu, der wir bis heute noch nicht Herr werden konnten (da war ich immerhin schon 5 Jahre alt). Jetzt, gut 60 Jahre später, müssen wir erschrocken feststellen, daß der „rechte Imkergeist das Zepter noch nicht führen durfte“ und die Lage für Honigbiene & Co. immer aussichtsloser wird.

Fakten in Zahlen (variiert immer etwas von Jahr zu Jahr):

In Deutschland halten ca. 120.000 Imker etwa 800.000 Bienenvölker.

Jedes Volk produziert durchschnittlich 20 – 30 Kg Honig, das wiederum entspricht einem jährlichen Gesamtertrag der deutschen Imker von 15000 bis 25000 Tonnen Honig pro Jahr.

Das wiederum genügt, um ca. 20% des Bedarfs an Honig in Deutschland zu decken, denn jeder Deutsche vernascht rund 1,1 kg Honig pro Jahr. Etwa 80% unseres Bedarfs an Bienenhonig wird teils aus fernen Ländern importiert.

Rund 85% der Erträge aus Obst- und Pflanzenbau hängen bei uns von der Bestäubung durch Honigbienen ab. Ungefähr 80% der 2000 – 3000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf Honigbienen als Bestäuber angewiesen!

Der Nutzen für die Volkswirtschaft durch die Bestäubungsleistung der Honigbienen übersteigt den Wert der Honigproduktion um das Zehn- bis Fünfzehnfache. Dies entspricht rund zwei Milliarden Euro jährlich allein in Deutschland. Weltweit rund 70 Milliarden Dollar! Davon hat der normale Imker überhaupt nichts! Somit nimmt die Honigbiene den 3. Platz der wichtigsten Nutztiere, nach Rind und Schwein, ein.

Nicht nur, daß durch die Bestäubung der Honigbiene die Erträge deutlich gesteigert werden, auch die Qualitätsmerkmale, wie Gewicht, Gestalt, Zucker/ Säure-Gehalt, Keimkraft, Fruchtbarkeit und Lagerfähigkeit werden deutlich gesteigert!

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